Die EWR-Netze: flexibel und intelligent

Kareen Kokert
Immer mehr Strom aus erneuerbaren Energien wird produziert. Das stellt die Stromnetze zunehmend vor große Herausforderungen. Wie man Netze zukunftsfit macht, wissen die Geschäftsführer der EWR Netz GmbH.

Oliver Lellek und Dr. Felix Rolli im Interview
Wie fit sind die regionalen Stromnetze?
Rolli: Wir haben in der Vergangenheit solide Netze gebaut. Davon profitieren wir heute sehr. Noch können wir zügig alle Anschlussbegehren von Photovoltaikanlagen erfüllen. Aber natürlich sind wir auch dran, die Netze zukunftsfähig zu optimieren. Wir haben die Trends im Blick.
Wohin gehen die Trends?
Lellek: Die Energiewende wird in Aluminium, Kupfer und in Intelligenz stattfinden. Kupfer heißt Netzausbau. Wir müssen die Leitungen im Verteilnetz verstärken und Umspannanlagen ausbauen. So suchen wir zum Beispiel für neue Ortsnetzstationen oft geeignete Standorte. Für die nötigen Baustellen bitten wir jetzt schon um Verständnis. Die Energiewende wird vielerorts sichtbar sein!
Und wie ist das mit der Intelligenz?
Lellek: Intelligenz heißt, in jeder Sekunde müssen die Erzeugung und der Verbrauch im Einklang sein. Bei Strom-Überschuss muss man zur Not über Redispatch-Maßnahmen gezielt Wind- und PV-Anlagen abregeln. Darüber hinaus werden künftig – auf Kundenwunsch und sofern technisch geeignet – Wärmepumpen, Speicherheizungen, Batteriespeicher und Ladeeinrichtungen dimmbar sein. Intelligent ist auch, etwa Elektroautos in einer windreichen Nacht zu laden. Den Anreiz sollen flexible Tarife bieten. Um regelnde Eingriffe in Erzeugung, Speicher und Verbrauch zu vermeiden, bauen wir bereits die Verteilnetze in der Mittel- und Niederspannung aus.
Kann man nicht mit Batterien puffern?
Rolli: Gute Idee. Wird auch schon gemacht. Ist aber teuer. Deshalb werden große Batterie- und Schwarmspeicher – also viele kleine – oft nicht regional netzdienlich eingesetzt, sondern gewinnorientiert an bundesweiten Marktsignalen. Nur so scheinen sie derzeit wirtschaftlich.
Lellek: In der Tat werden wir künftig mehr Flexibilität in den Netzen benötigen. Bei der Erzeugung, beim Verbrauch, aber auch bei Speichern. Mit entsprechenden Betriebsmodellen könnten Batteriespeicher für die Energiewende ein entscheidender Faktor sein.
Hat das Einfluss auf die Netzentgelte?
Lellek: Wenn heute Anlagen aus erneuerbaren Energien mehr Strom produzieren, als die Netze aufnehmen können, müssen sie über Redispatch-Maßnahmen abgeregelt werden. Die Betreiber erhalten eine finanzielle Kompensation. Dies und der Netzausbau werden sich auf das Netzentgelt auswirken.
Rolli: Übrigens: Für private Haushaltskunden wird das Netzentgelt in unserem Stromnetz im Jahr 2025 im Vergleich zu 2024 voraussichtlich um 16 Prozent reduziert. Dies bedeutet für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden pro Jahr, dass die jährlichen Kosten aus Netzentgelten von 451,45 Euro auf 380,75 Euro sinken.
Wird Wasserstoff das Erdgas ersetzen?
Rolli: Ende Oktober 2024 wurde das H₂-Kernnetz von der Bundesnetzagentur bestätigt. Jetzt beginnt unter allen Beteiligten die Transformationsplanung. In unserer Region erwarten wir ab 2028 H₂ gemäß den derzeitigen Planungen. Inwieweit unsere Gaskunden eine Transformation auf H₂ wünschen oder als wirtschaftlich bewerten, ist noch unklar. Entscheidend wird für uns wie für die Kunden eine verbindliche kommunale Wärmeplanung, insbesondere zur Wärmenetzstrategie. Diese wollen wir rechtzeitig in die Netzplanung aufnehmen.
Wie werden wir in unserer Region künftig heizen?
Lellek: Wie Kollege Rolli schon sagte: Wärmepumpe oder Nahwärmenetze. Wobei Wärmenetze nur dort Sinn ergeben, wo verschiedene Rahmenbedingungen passen: Verbraucherdichte, Abnahmemengen, regenerative Wärmequellen, gegebenenfalls Großwärmepumpen, Nutzung gewerblicher oder industrieller Wärmeüberschüsse und so weiter. Abgelegene Häuschen anzuschließen rechnet sich nicht. Auch wenn Wärmenetze entstehen, werden wir in weiten Teilen unseres Netzgebiets die Stromnetze verstärken müssen. Es gibt noch viele Dächer, Balkone und Parkplatzflächen, auf denen Photovoltaik entstehen könnte. Und diese Einspeiseleistung muss wiederum ins Netz. Will heißen: In vielen Ortslagen wird der Netzausbau durch den Zuwachs der Photovoltaik getrieben, damit werden die nötigen Stromnetzkapazitäten auch im Winter für die Wärmepumpen zur Verfügung stehen.
Also heizen mit Strom?
Rolli: Es wird drauf ankommen, wo das Haus steht. Eventuell werden auch Mischgebiete mit verschiedenen Energieträgern über Strom- und Wärmenetze entstehen.
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